Zusammenfassung
Um die Verträglichkeit der Erythrozytenpräparate sicherzustellen, erfolgen vor Transfusion
Laboruntersuchungen, die im Regelfall zumindest Blutgruppenbestimmung, Antikörpersuchtest
und serologische Verträglichkeitsprobe umfassen. Ziel dieser Untersuchungen ist die
Vermeidung intra- und extravaskulärer Hämolysen. Die Bestimmung der AB0-Blutgruppe
erfolgt möglichst mit monoklonalen Antikörpern und wird durch eine Kontrolle der Isoagglutinine
abgesichert. Zur Bestimmung des Rhesusfaktors D des Transfusionsempfängers werden
monoklonale Anti-D, die mit D Kategorie VI nicht reagieren, eingesetzt; in Deutschland
ist die Verwendung zweier unterschiedlicher monoklonaler Antiseren vorgeschrieben.
Die Wahrscheinlichkeit der Alloimmunisierung gegen ein Antigen hängt einerseits von
der Antigenfrequenz und der Immunogenität des Antigens, andererseits von patientenspezifischen
Faktoren, Anzahl der transfundierten Präparate und möglicherweise präparatebedingten
Faktoren ab. Während der ersten 40 Transfusionen ist das Immunisierungsrisiko annähernd
gleich, nach über 130 Transfusionen ohne Alloimmunisierung kommt es kaum noch zur
Erstimmunisierung. Stattgehabte Alloimmunisierung deutet auf leichte Immunisierbarkeit
des Patienten, die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Immunisierung ist deutlich höher
als die einer Primärimmunisierung. Bei unselektierten Patienten ist mit 2 % Alloimmunisierung
zu rechnen, bei polytransfundierten Patienten bis zu 20 % und mehr. Die am häufigsten
beobachteten irregulären Antikörper sind Anti-K und Anti-E, die häufigste Ursache
von verzögerten Transfusionsreaktionen Anti-Jk(a) und Anti-Jk(b). Mit dem Antikörpersuchtest
sollen klinisch relevante irreguläre Antikörper erfasst werden. Das Antigenspektrum
einschließlich der Anforderungen an hohe Antigendichte ist in den meisten Ländern
festgelegt. Der Antikörpersuchtest muss im indirekten Coombs-Test oder einer vergleichbar
sensitiven Technik erfolgen, als Mindeststandard international gilt die Röhrchentechnik
mit Albumin als Supplement. Die Röhrchentechnik erfordert allerdings einen sehr erfahrenen
Untersucher. Enzymtechniken können nur ergänzend eingesetzt werden. Die Antikörperidentifizierung
erfolgt mit Panels von mindestens 8 Zellen, in einigen Ländern sind Anforderungen
an das Antigenmuster definiert. Bei positivem Antikörpersuchtest ist eine Kontrolle
der Spezifität im gleichen Rhythmus wie ein Antikörpersuchtest sinnvoll. Freie Autoantikörper
im Plasma können die Erkennung irregulärer Alloantikörper behindern; etwa 30 % der
Patienten mit Autoantikörpern haben zusätzliche Alloantikörper. Mögliche Verfahren
zur Vermeidung von Inkompatibilitäten sind der Einsatz von Methoden, die von den Autoantikörpern
nicht gestört sind, Absorption der Autoantikörper, Transfusion hochgradig kompatibler
Präparate und notfalls Verdünnung des Serum. Bei kürzlich transfundierten Patienten
kann eine positive Eigenkontrolle und ein positiver direkter Coombs-Test Hinweis auf
eine beginnende Alloimmunisierung sein; bei geschickter Indikationsstellung sind etwa
30% der Elutionen positiv, in etwa 1 % kann ein Alloantikörper, der im Plasma nicht
nachgewiesen wurde, identifiziert werden. Die serologische Verträglichkeitsprobe kann
Hämolysen durch Antikörper gegen niederfrequente Antigene verhindern. Es ist davon
auszugehen, dass in den nächsten Jahren die primäre Vermeidung der Alloimmunisierung
durch Beachtung immunogener Antigene bei der Präparatezuordnung an Bedeutung gewinnen
wird.
Key words
Erythrozytentransfusion - prätransfusionelle Labordiagnostik - AB0-System - Rh-System
- Antikörpersuchtest - Kreuzprobe - immunhämatologische Untersuchungen